Bellas Tod/Sonntag - Sammelausgabe
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Simenons Geschichten sind alle mit bewundernswert logischer Strenge und Klarheit aufgebaut, aber das Merkwürdige ist, daß man sich nach einem Jahr nicht mehr an die Handlung erinnert. Was zurückbleibt, ist bloß ein Eindruck, ein unverwechselbares, sehnsüchtiges Gefühl, und dieses Gefühl lockt einen, das Buch noch einmal und noch ein zweites Mal zu lesen. Man gerät in eine beinahe unbegrenzte Umlaufbahn des Lesens hinein, so daß Simenon dauert, solang man nur will, einen das ganze Leben lang begleitet, sich mit dem eigenen Leben verbindet. Wie viele Eisenbahnfahrten mit Simenon, wie viele Rekonvaleszenzen mit seinen gierig verschlungenen Geschichten, mit seinen Büchern neben sich im Bett - seine Landschaften, seine Personen, seine Atmosphären, die Farben, die Gerüche, der unaufhaltsame Fluß seiner wahren oder erfundenen Erinnerungen, eine wohlige Wärme, ein Stück warmer Menschlichkeit, ein langer, fließender, wohltuender Traum, der dem Leben gleicht und uns vielleicht helfen will, das wirkliche Leben zu deuten, zu lieben und zu leben.
Federico Fellini