„,Cosmos' racing for the blue ribbon of the Atlantic - die ,Cosmos' hat das Rennen um das Blaue Band des Atlantik aufgenommen!“ Dieser Funkspruch von Bord des neuen Luxusschiffes, das soeben seine Jungfernfahrt begonnen hat, versetzt die Welt in Aufregung. Der junge Reporter Warren Prince von der Universe-Press, New York, hat ihn aufgegeben. Er weiß ebensowenig wie die anderen first-class-Passagiere - exklusive Vertreter der „high society“, denen das Wettrennen lediglich ein angenehmer Nervenkitzel ist -, daß sie gemeinsam mit den meist polnischen und russischen Auswanderern im Zwischendeck und der gesamten Mannschaft ins Verderben rasen. Die Heizer werden mit klingenden Versprechungen zu immer größeren Leistungen angestachelt, wobei einer von ihnen dem wahnsinnigen Arbeitstempo zum Opfer fällt und stirbt; eine lebenswichtige Operation soll nicht durchgeführt werden, weil dazu die Maschinen des Schiffes stillgelegt werden müßten; trotz der gemeldeten Eisberge und sinkender Temperaturen wird die
Geschwindigkeit nicht herabgesetzt. Menschlichkeit und Sicherheit bedeuten wenig, wenn es um Rekorde und Profit geht.
In dem spannenden Roman „Das Blaue Band“ hat Bernhard Kellermann an den Untergang der „Titanic“ im März 1912 angeknüpft. Er benutzt die historischen Fakten als sachlichen Hintergrund, sein Buch spielt aber in einer anderen Zeit mit völlig frei erfundenen Gestalten und Vorgängen. Die Schiffskatastrophe dient ihm als Symbol für den Verfall der spätbürgerlichen Gesellschaft. Das war 1938 im nazistischen Deutschland, zur Zeit der ersten Veröffentlichung, ein gefährliches Unternehmen, mit dem der Schriftsteller seinen inneren Widerstand gegen den Faschismuszum Ausdruck brachte. „Das Blaue Band“ gehört zu Kellermanns „Romanen der Technik“, an die Seite von „Der Tunnel“ und „Die Stadt Anatol“.
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