Bezeichnungen wie ,Liebesroman' oder gar ,Roman über eine Kriegsliebe' oder ,über Liebe in der Kriegszeit' schrecken mich nicht. Davon zeugt der Titel meines soeben erschienenen Romans: ,Das sogenannte Privatleben'. Natürlich liegt in diesem Titel ein polemischer Unterton, denn in jener Zeit kann man sich ein persönliches Leben ohne Krieg, ein Leben, losgelöst vom Geschehen, einfach nicht vorstellen. Wenn der Schriftsteller der Wahrheit treu ist - ob er nun ein Drama, einen Gedichtzyklus oder eine Novelle über die Liebe schreibt -, muß die Liebe in seinem Werk unlöslich mit dem Krieg verbunden sein, denn die Freuden und Sorgen des persönlichen Lebens waren nicht zu trennen vom Krieg, von seinen Heimsuchungen, von seinen Nöten. Nein, wenn wir über jene Jahre schreiben, ist die Liebe untrennbar mit dem Krieg verbunden. Und überhaupt ist sie, im weiteren Sinne, vom gesamten Leben des Menschen nicht zu trennen, wenn der Held des Werkes ein Mensch und kein Sexualmonster ist. Als ich an der Trilogie ,Die Lebenden und die Toten' arbeitete, wollte ich, gestützt auf meine eigenen Erfahrungen, davon erzählen, was in mir während des Krieges vorging. Doch in die Struktur des Romans hätte das nicht
hineingepaßt, hier konnte es keinen Platz finden. Das war der Anfang dieser Novellen. Sie spalteten sich vom ersten Roman der Trilogie ab. Später dann, als ich die beiden ersten Novellen niedergeschrieben hatte, wollte ich noch weiteres über deren Helden erzählen, meine eigenen Erfahrungen mitteilen - wenn auch nicht in direkter Form, sondern bertragen auf den von mir erdachten Helden Lopatin ...
Die Gemeinsamkeit und sogar Zusammengehörigkeit all dieser Erzählungen über Lopatin spürte ich schon lange, doch ich dachte an einen Novellenzyklus. Aber als ich ,Wir werden uns nicht wiedersehen' schrieb, wurde mir klar, daß da etwas Geschlosseneres entsteht.“
Konstantin Simonow
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