Die Obrigkeit tat etwas für das Geld, so daß niemand in der Stadt sagen konnte, das Geld wandere in die Taschen der Männer, die Obrigkeit waren. Die Obrigkeiten kauften für zweihundert Pesos oder so Raketen und Schwärmer und veranstalteten Feuerwerke, um die Bevölkerung zu erfreuen. Sie hatten nie römische Geschichte studiert, aber aus angeborener Klugheit richteten sie sich nach der altrömischen Staatsphilosophie: Brot und Zirkus. Auch das Brot vergaßen sie nicht. Es wurden ein Rind und einige Schweine auf einem Platze gebraten, und alle Armen erhielten ihr Stück Barbacoa. Auch an diesem Feuerwerk und an diesem Barbacoa verdienten die Obrigkeiten; denn der Mann, der das Feuerwerk an die Stadt verkaufen wollte, und der Mann, der die Barbacoa für die Armen lieferte, mußte an den, der diese Aufträge vergab, eine Ehrensumme bezahlen, damit nicht ein anderer, der auch hinter diesem Geschäft her war, den Auftrag erhielt. Wir sind ja alle Brüder und haben ein jeder unsern Dreck am Kragen, und es bleibt ja unter Brüdern, und es bleibt im Lande. Viva La Patria! Hoch lebe das schöne Vaterland! Und wo das geliebte Vaterland deinem Geschäft nicht günstig ist, da fabriziere Kanonen und Munition für den Erbfeind, der auf der Lauer liegt.«
»Dieser Roman, komisch und traurig zugleich, und von tiefem Mitgefühl, trägt wesentlich zur Traven-Renaissance bei.« The Times Literary Supplement, London
Travens Caoba-Zyklus, zu dem der vorliegende, in sich abgeschlossene Roman gehört, schildert die Zustände und Ereignisse vor und während der mexikanischen Revolu-
tion (1910-20). Im Mittelpunkt des 1931 erschienenen Romans Die Carreta steht der Tseltal-Indio Andres Ugaldo, der - von seinem Patron im Spiel verschachert - das harte Leben der Carreteros, der Ochsenkärrner, teilt.
»Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Dinge beschicken, aber am siebenten Tag sollst du nicht arbeiten, sondern den Herrn preisen. Das ließ sich sehr gut machen für Adam und Eva im Paradiese, die sechs Tage in der Woche nichts anderes zu tun hatten, als sich den Apfelbaum im Garten Eden anzusehen. Aber die Carreteros lebten nicht im Garten Eden, sondern in der göttlichen Wirtschaftsordnung, wo Fracht nicht warten darf, weil sonst die Zivilisation leidet. Sie hatten keine Zeit, den Herrn zu preisen dafür, daß er ihnen das Leben gegeben hatte. Das Leben eines Carreteros. Bete für die Rettung deines ewigen Lebens und arbeite, die Schätze der Welt zu vermehren. Davon wird dein Magen
zwar nicht voller, aber du bleibst wenigstens hier auf Erden immer Knecht, und die himmlischen Freuden und Lobgesänge sind dir dereinst gewiß.«
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