„Don Quijote glaubt an die Wirkung abstrakter Rechtssätze ... Dies ist jedoch nur die eine Seite des Wahns: es gibt noch eine andere, entgegengesetzte. Der Wahn, die Krankheit, erzeugt einen Ausnahmezustand, in dem der Wahnbefallene seine sonst verkümmernden oder brachliegenden Gaben ungehemmt entfalten kann. Die Krankheit ist der verzweifelte Versuch einer Heilung durch einen freilich noch heilloseren Zustand. Sie betreibt erfolgreich den Aufstand gegen ein totenähnliches Regime des Lebens.
Durch den Wahn wird alles Zufällige zum Notwendigen erhoben; das Alltägliche verwandelt sich zum bedeutsamen Ereignis. Und so formt sich der Wahn ein handfestes Weltbild ... Dieses Weltbild erlaubt es Don Quijote, mit dem ernüchternden Realismus der Gegenwart fertig zu werden. Die negative Kraft ist der Zauber, der sich in der gegenwärtigen Menschheitsepoche allbeherrschend auswirkt. Zauber hat die Verfremdung der ritterlichen Welt verschuldet. Don Quijotes Kampf ist weit weniger der Restauration eines vergangenen Standesideals verpflichtet als der Entzauberung der verzauberten Welt, und das bedeutet: ihrer Humanisierung, ihrer Rückkehr zu einem von menschlichen Kräften beherrschten Zustand des Daseins.“
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