Titel Regierung
Ausgabensprache Deutsch
Autor(en) B. Traven
Originaltitel Regierung
Verlag Diogenes Verlag
ISBN 3257050186
EAN 9783257050189
Ausgabe Leinen
Inhalt/Klappentext

»Der Diktator hielt sich für den besten Mexikaner und für den einzigen Mexikaner, der wert war, zu leben. Im übrigen wäre es für Mexiko besser, wenn eine Sintflut alle anderen Mexikaner in vierundzwanzig Stunden hinwegschwemmen würde. Stand eine neue Wahl bevor, so ließ er seine Clique feierlich in Audienz antreten und ihn flehentlich bitten, doch ja die Kandidatur wieder anzunehmen. Endlich, wenn die Clique auf den Knien vor ihm lag, erklärte der Diktator: ›Ich wollte es nicht mehr. Ich habe geschworen, die Kandidatur abzulehnen. Aber da Sie, Caballeros, mich so inständig darum bitten, will ich mich abermals für das mexikanische Volk aufopfern.‹ Der Diktator opferte sich für sein Volk achtmal in dieser Weise auf ... «


»Ist Traven ein Revolutionär? Ja ... Er ist ein Mann, der die gesellschaftlichen Zusammenhänge gut erkannt hat. Bitter ist er und hart, wenn er zuschlägt. Es trifft alles, was
er sagt: die Kritik an dieser Zivilisation, der Spott, der Hieb - alles.« Kurt Tucholsky

Travens Caoba-Zyklus, zu dem der vorliegende, in sich abgeschlossene Roman gehört, schildert die Zustände und Ereignisse vor und während der mexikanischen Revolution (1910-20). Regierung, 1931 erschienen, erzählt vom Leben der Indios unter der Herrschaft des Diktators Porfirio Diaz (1876-1911). Der ganze Staatsapparat, vom Diktator über den Jefe Politico bis zu den Secretarios, den Ortssekretären, verfolgt nur ein Ziel: sich an der eingeborenen Indiobevölkerung zu bereichern. 
»Der Sekretär bekam fünfzehn Pesos Gehalt im Monat von der Regierung. Davon konnte er mit seiner zahlreichen Familie natürlich nicht leben. Aber die Regierung erwartete auch gar nicht, daß er von diesem Gehalt leben sollte. Er war ja Sekretär eines Ortes, in dem fleißige und betriebsame Indianer wohnten. Der Sekretär mußte selbst versuchen, wie er zu einem guten Einkommen gelangte. Der Politische Chef erwartete von ihm, daß er ihm reichlich von seinem Einkommen abgab, wie auch ein Polizeichef verlangt, daß alle Polizisten, die unter seinem Kommando stehen, ihm von ihren Nebeneinnahmen genügend abgeben, damit er sie in ihrem Amte lassen kann. Auf welche Weise sie auf ihre Nebeneinnahmen kommen, ist nicht seine Sache. Sie haben ja alle einen Kopf von Hause aus mitbekommen, und er hat jedem einen guten Revolver gegeben und sie mit reichlicher Autorität ausgestattet. Das Ganze nannte man in Zeitungen und Schullesebüchern: die weise und wohlgeordnete Organisation der Republik. Da oben wenig, meist gar keine Fähigkeiten
vorhanden waren, so erwartete man unten noch weniger. Die Bevölkerung war froh, daß sie leben durfte. Wenn der Nachbar unerwartet ermordet wurde, weil er sich um die
Mißwirtschaft der Verwaltung und um gar zu rücksichtsloses Stehlen und Bestechen der Beamten ereiferte, so waren seine nächsten Nachbarn und Freunde erfreut, daß es diesmal nicht sie selbst getroffen hatte. Die Ermordeten wurden eingegraben und waren vergessen. Man erinnerte sich ihrer nur, daß man gelegentlich sagte: “Warum er sich denn das Maul verbrennen?”

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Auflagen
Cover Auflage Seitenanzahl Erscheinungsjahr
Cover von Regierung Erstauflage 254 1982
Cover von Regierung
Auflage
Seitenanzahl
254
Erscheinungsjahr
1982