Funksignale vom Wartabogen - Buch

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Als sie aus dem Flugzeug sprangen und in der Nacht zur Erde schwebten, waren sie allein. Doch ihr ganzer Weg bis zu diesem Augenblick und ihr weiteres Wirken waren eingebettet in das Denken und Handeln vieler Menschen. Fünf deutsche Kommunisten, am 23. August 1944 im Wald bei Kotfin in Südwestpolen gelandet, hatten den Auftrag, im Sinne des Nationalkomitees "Freies Deutschland“ Kräfte zu mobilisieren, um den Sturz des Faschismus zu beschleunigen. Die Gegend um Kotfin war ein Partisanenzentrum der polnischen Volksarmee und sowjetischer Aufklärungseinheiten. Waffen- und Klassenbrüder standen den drei deutschen Propagandisten und zwei Funkern mit Rat und Tat zur Seite, um ihren Weg über die Grenze des sogenannten Generalgouvernements in das damalige Deutsche Reich zu sichern. Keine leichte Aufgabe unter den Bedingungen des harten Kampfes gegen die faschistischen Okkupanten und der komplizierten Klassenverhältnisse im damaligen Polen. Zwar gab es in Ostpolen seit dem 22. Juli die Volksmacht, die den polnischen Menschen erstmals in ihrer Geschichte die alte Sehnsucht nach einem wirklich freien, unabhängigen und gleichberechtigten Staat erfüllen konnte, doch noch rreichte die Macht dieses neuen Staates nur bis an die Weichsel. Der größte Teil Polens war noch Tummelplatz der von Rückzugsgedanken erfaßten deutschen Faschisten. Ihnen arbeiteten profaschistische polnische Banden, die NSZ, in die Hände. Und die Führung der polnischen Landesarmee versuchte angesichts des sich abzeichnenden Sieges der Roten Armee ihr eigenes Süppchen zu kochen und der Politik der polnischen Exilregierung Mikolajczyk durch den Warschauer Aufstand Nachdruck zu verleihen. Allerdings gab es unter den Kommandeuren und Soldaten der Landesarmee viele ehrliche Patrioten, die mit dem politischen und militärischen Ränkespiel ihrer Führung nicht einverstanden waren und die Zusammenarbeit mit der Volksarmee und den sowjetischen Partisanen suchten. In solchen Menschen fanden die deutschen Genossen Helfer, die ihnen Unterkunft gaben, Möglichkeiten schufen, politisch wirksam zu werden, und ihnen den weiteren Weg ebneten. Patriotismus und Internationalismus, Solidarität und Kampfbündnis im antifaschistischen Widerstand fanden im Zusammenwirken sowjetischer, polnischer und deutscher Menschen bewegten Ausdruck und stärkten den Willen unter der polnischen und deutschsprachigen Bevölkerung jener Gebiete, dem Treiben der Faschisten durch die Tat Einhalt zu gebieten.
In der Tatsachenerzählung von Barbara Neuhaus wird das bewegende Geschehen der Herbsttage des Jahres 1944 lebendig, erhält es überzeugende Gestalt.