Details zu Eine kleine Stadt in Deutschland - Buch

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Der Roman beginnt mit Einblicken in das Alltagsgeschäft der Botschaft, das jedoch durchsetzt ist mit einer gewissen Sorge um sich entwickelnde Unruhen und Demonstrationen sowohl vonseiten der neuen politischen Rechten um den Essener Industriellen Klaus Karfeld als auch vonseiten der Studenten. Man befürchtet anti-britische und anti-europäische Tendenzen in der bundesdeutschen Politik. Vonseiten des deutschen Innenministeriums wird das britische Botschaftspersonal aufgefordert, „aus Sorge um die Sicherheit“[1] das Gebiet Bonns nicht zu verlassen. Gleichzeitig beginnt sich im Haus das merkwürdige Verschwinden des Zweiten Sekretärs Leo Harting sowie einer ganzen Reihe von Akten herumzusprechen.
Zur Untersuchung der Angelegenheit schickt das Londoner Außenministerium Alan Turner, der jedoch nur widerwillig nach Deutschland fährt. Turner befragt das Personal der Botschaft und muss dabei feststellen, dass Harting ein beliebter Mann war. Man befürchtet nun allerdings, dass er „strengstgehütete Geheimnisse an die Russen verraten“ hat. Da er in der Abteilung ‚Entschädigungsansprüche‘ tätig war, hatte er Einblick in geheimes NATO-Material. Außerdem bearbeitete er nebenbei den botschaftsinternen Kalender über „prominente Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in Deutschland“, was ihm Zutritt zu allen Bereichen des Hauses verschaffte. Turner stellt jedoch schon bald fest, dass Harting ein Protegé Rawley Bradfields war, der jahrelang seine Hand über ihn gehalten und mehrfach seinen Arbeitsvertrag verlängert hatte.
Langsam setzt sich während Turners Befragungen auch Hartings Lebensgeschichte zusammen: Er war im Krieg mit seinem Freund Praschko, inzwischen aufstrebender Politiker bei den Freien Demokraten, aus Deutschland nach England emigriert, dort auf eine Landwirtschaftsschule gegangen und schließlich zurückgekommen, um zuerst in West-Berlin, dann in der Botschaft zu arbeiten. Mehrere Mitarbeiter betonen die „Besessenheit“, mit der Harting an einem „großen Projekt“ arbeitete: „Er hatte eine Spur gefunden“, „etwas hatte von ihm Besitz ergriffen“, kurz vor seinem Verschwinden allerdings schien er etwas entdeckt zu haben, „als hätte er abgeschüttelt, was ihn die ganze Zeit belastet hatte. Die Jagd war vorüber“. Turner beginnt zu ahnen, dass „seine ganze Theorie von Anfang bis Ende falsch“ ist, denn nach all den Befragungen macht Harting nicht mehr den Eindruck eines politischen Überzeugungstäters oder eines Erpressten, sondern den eines Jägers, eines Verfolgers.
Auf einer Party bei Bradfield hat Turner eine Begegnung mit Ludwig Siebkron, einem trägen aber aalglatten undurchsichtigen höheren Beamten des deutschen Innenministeriums, der für die Sicherheit der Diplomaten zuständig ist und ebenfalls ein merkwürdig großes Interesse an Harting zeigt. Als Turner Hartings Wohnung in Königswinter durchsucht, kommt es zu einem überraschenden, für die Botschaft unangenehmen Polizeieinsatz, so dass Bradfield Turner von seiner Aufgabe abzieht. Dann wird Harting plötzlich in der Stadt gesichtet, und als Turner sich am Ort von Hartings regelmäßigen Donnerstagstreffs auf die Lauer legt, taucht dort Hazel Bradfield auf – sie hatte eine jahrelange heftige Affäre mit Harting.
Schließlich entdeckt Turner in der Botschaft einen vergessenen Kellerraum, die sogenannte Rumpelkammer, die sich als geheimes Büro Hartings herausstellt. Hier arbeitete er an seinem ‚Projekt‘, nämlich der Entlarvung Karfelds als ehemaligen SS-Mann, der in einem Lager Menschenversuche mit Giftgasen durchgeführt hatte und die Ergebnisse sogar in seine lange nach dem Krieg verfertigte Dissertation hatte einfließen lassen. Harting hatte kurz vor seinem Verschwinden den endgültigen Beweis gefunden, der allerdings aus Gründen der Verjährung kaum etwas geändert hätte, so dass er in Hannover bereits einen Attentatsversuch auf Karfeld, der von Siebkron gedeckt und beschützt wird, unternommen hatte. Nun rechnet man mit einem weiteren Attentat in Bonn, wo Karfeld eine große öffentliche Rede halten wird. Harting wird allerdings kurz nach der Rede tot aufgefunden. (Wikipedia)
39. - 43. Tausend Februar 1976
letzte angegebene Seitenzahl 279
nicht nummerierte Werbeseite zwischen den Seiten 68 und 69