Details zu Zeichen auf der Haut - Buch

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„Laß dich tätowieren“ hieß die Single, die Georg Danzer 1974 herausbrachte. Darauf singt ein sehr knabenhafter Wiener Liedermacher mit schön geföhntem langem Haar vom wilden Leben und vom Abzeichen, an dem man es erkennen konnte. „Zeichen auf der Haut“ hieß die dazugehörige kulturwissenschaftliche Studie von Stephan Oettermann, fünf Jahre später im linksalternativen Syndikat-Verlag erschienen. Tattoos waren Gegenkultur und Untergrund, und Oettermann breitete mit großer Eindringlichkeit die Geschichten von den tätowierten Eingeborenen aus der Südsee aus, die man Ende des 18. Jahrhunderts als Sensationen nach Europa brachte – und mit ihnen das neue Wort "tatau„. Er schilderte die Verbreitung des Hautstichs im Europa des 19. Jahrhunderts und die wilden Fantasien, in denen Cesare Lombroso in seinen Studien tätowierte Delinquenten als Abkömmlinge primitiver verbrecherischer Rassen porträtierte; tätowierte Schausteller wurden eingehenden wissenschaftlichen Untersuchungen durch berühmte Medizinprofessoren und die Berliner Anthropologische Gesellschaft unterzogen.
Oettermanns Buch endet mit den Tätowierungen in den Konzentrationslagern der Nazis, den Lagerhäftlingen in der UDSSR und der düsteren Beschwörung drohender totaler Erfassung aller Andersartigkeit im Namen der Terrorismusbekämpfung durch Fingerabdrücke in westdeutschen Polizeicomputern.