Die siebzig Tage und Nächte von Stalingrad, denen hier ein Monument errichtet wurde, sind voller Trauer und Not, voll von flüchtigem Glück und Furcht, voller Einfachheit und Wahrheit. Einfachheit ohne Vereinfachung, Wahrheit ohne erhobenen Zeigefinger - es ist anzunehmen, daß diese Qualitäten dem Buch seinen großen Erfolg gebracht haben. Im Mittelpunkt des Romans steht der junge Hauptmann Saburow ... , ein vorzüglicher Offizier - das ist er im übrigen -, vor allem aber ist er Mensch, ein ehrlicher, arbeitsamer ... Saburow unterscheidet sich keineswegs von den Menschen, die ihn umgeben, die eine ruhige, natürliche, zähe Tapferkeit zeigen, eine Tapferkeit, die nichts zu tun hat mit Zackigkeit und Todessehnsucht. Diese Menschen denken unablässig an das Morgen, da sie ihrer Beschäftigung, ihrem dem Aufbau gewidmeten Leben wieder nachgehen können ... Simonow bildet vor unseren Augen ebenso farbig wie behutsam eine große Anzahl ganz verschiedener Charaktere ab ... Sein Buch wächst aus der großen psychologischen Tradition der Tolstoi und Turgenjew. Am Ablauf der Ereignisse wird auch die Reihe der seelischen Entwicklung der Personen ablesbar, die Simonow vor uns hinstellt ... Außerst zart
schildertSimonowdie Liebe des Hauptmanns und der Schwester Anja, die jeden Abend die Verwundeten über die Wolga ins Hinterland bringt und schließlich selbst schwer verwundet wird ... Dies Leben und diese Liebe sind das herbe Gleichnis der Zeit, die den Krieg überwindet, so wie die schöne und gemessene Erzählung Konstantin Simonows ein Buch vom Krieg ist und den Frieden feiert.
Stephan Hermlin, 1946
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