Tagebuch eines Diebes - Buch
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Jean Genet gehört zu den mythischen Figuren der Weltliteratur im 20. Jahrhundert. Nach einem abenteuerlichen Leben als Dieb, Strichjunge und Rauschgiftschmuggler begann er 1942 im Gefängnis von Fresnes zu schreiben. Seine ersten Gedichte, Stücke und Romane wurden herausgeschmuggelt, im Verborgenen gedruckt und verkauft, später oft als obszön“ und „pornographisch“ abgetan. Cocteau und Sartre entdeckten den Poeten des Außenseitertums in der Tradition von Rimbaud und Villon und erwirkten 1948 die Begnadigung von lebenslänglicher Haft. Sartre begründete die Legende um den „Orpheus der Gosse“ mit seinem 1952 veröffentlichten Essay Saint Genet, Komödiant und Märtyrer.
Im Tagebuch eines Diebes (1949) schildert Jean Genet seinen Weg als Vagabund durch halb Europa, Spanien, Nordafrika, Italien und Nazideutschland in den dreißiger Jahren. In einzelnen Bildern evoziert er Szenen aus dem Bagno, die Auseinandersetzung mit der Polizei; Landschaften, soziales Elend; das ruhelose Zusammenleben mit seinen Kumpanen, Liebe und Eifersucht unter Männern. Er beleuchtet auch Fragwürdiges, Feigheit, Gemeinheit, Verrat. Doch unter der Maske des Monströsen vermag Jean Genet die Poesie und die Zärtlichkeit zu entdecken, die er für das Leben im Abseits so dringend braucht: „Der Leser - er ist jetzt an der Reihe - wird darauf hingewiesen, daß dieser Bericht über mein privatestes Dasein oder die Gedanken, die er auslöst, nichts anderes sind als ein Liebeslied. Genau betrachtet, bestand mein Leben in der Vorbereitung erotischer Abenteuer (nicht Spiele), deren Sinn ich entdecken will.“
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