Der Zentaur - Buch
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Dieser Roman erzählt von den drei letzten Tagen im Leben des Oberschullehrers George Caldwell, dessen Alltag an der Olinger High School eine Kette von kleinen Ärgernissen und großen Enttäuschungen, von Niederlagen und Mißverständnissen ist. Und doch widmet er sich mit geradezu verzweifelter Begeisterung der Erziehung der jungen Generation. Die Geschichte Caldwells lehnt sich an die griechische Mythologie an, die der inneren Struktur des Werkes zugrunde liegt. Caldwell figuriert als der weise Zentaur Chiron, der nach der Sage seine Unsterblichkeit opferte, um Prometheus zu erlösen. Die Rolle des Prometheus fällt Caldwells Sohn Peter zu; auch die anderen Gestalten des Buches - die Familie, Lehrer, Bürger der Stadt Olinger, Landstreicher und Schüler - lassen mehr oder weniger deutlich antike Anspielungen durchscheinen. Die Mythologie ist für den Autor kein Mittel zur Verschleierung realer Tatbestände, vielmehr werden Aspekte der Wirklichkeit-genauer: der amerikanischen Mittelstandsgesellschaft der Truman-Ära - durch die verfremdende Technik sichtbar gemacht. In diesem Milieu gleicht der Nonkonformist Caldwell einem wandelnden Anachronismus; umgeben von Konformisten und Kleinbürgern, gilt er, der für den Existenzkampf kaum geeignet ist, als Versager. Nur einige wenige Menschen, vor allem aber sein Sohn, sind ihm in Liebe zugetan. Sie sehen ihn so, wie der sagenumwobene Zentaur Chiron auf seine Schüler gewirkt haben mag: als Verkörperung des Guten, Weisen und Menschlichen.
3. Auflage
(1. Auflage ex libris Volk und Welt)
Lizenzausgabe des Verlages Volk und Welt, Berlin 1987